The Quiet Girl

Der Film THE QUIET GIRL ist Teil eines kuratierten Programmes. Er wurde von der Jugendjury der Filmkunstmesse Leipzig (FKM) 2023, bestehend aus drei langjährigen Mitgliedern der FBW-Jugend Filmjury, als einer der drei relevantesten Filme der Messe ausgewählt und vorgestellt. Die Bewertung wurde von Ariane, 18 Jahre, verfasst.

"Du musst nicht reden ... so viele haben die Gelegenheit verpasst, einfach zu schweigen und deswegen sehr viel verloren."

Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, weil ich möchte, dass ihr den Film auf eure eigene Art und Weise erlebt. Deshalb habe ich nur einen kurzen Satz zum Inhalt. Die neunjährige Cáit wird von ihren Eltern zu Verwandten geschickt. In diesem positiven Umfeld blüht das sehr schweigsame Mädchen langsam auf und lernt eine neue Art zu leben kennen.

Das Umfeld, in dem Kinder aufwachsen, hat einen großen Einfluss auf die Persönlichkeit des Kindes. Das ist mir bei THE QUIET GIRL noch mal intensiv aufgefallen. Ich habe beobachtet, wie sich Cáits Verhalten in verschiedenen Umfeldern verändert. Eine Sache ist aber immer gleich: Cáit redet sehr wenig. "Sie sagt so viel, wie nötig ist", heißt es in dem Film. Das trifft sowohl auf Cáits Charakter als auch auf den Film im Generellen zu. Der Film lebt von der Stille. Ich habe gesehen, wie viel durch Schweigen kommuniziert werden kann und wie man auch ohne Worte erkennen kann, in welcher Stimmung Cáit gerade ist. Der Interpretationsspielraum vieler stiller Szenen hat dafür gesorgt, dass ich mich als Zuschauer, als junger Mensch auf den Film eingelassen habe und ihn auf mich wirken ließ. Mir fiel auf, wie selten das im Film ist – gerade im Film für „junge Leute“.

Durch das langsame Tempo, in welchem sich der Film aufbaut, und die alltäglichen Situationen habe ich mich als Zuschauer fast gefühlt, als wäre ich anwesend. Es hat sich angefühlt, als würde ich zusammen mit Cáit diese neue Umgebung kennenlernen. Alle diese Komponenten, welche den Zuschauer "abholen", haben dafür gesorgt, dass die sehr emotionalen Szenen so stark auf mich gewirkt haben. Ich habe das sehr intensiv erlebt, die Stille auszuhalten und sie auch zu verstehen. Man muss auf die kleinen Gesten, die Mimik und die Blicke achten, um zu verstehen, was hinter der Stille liegt. Und es sind Sachen, die auf der großen Leinwand absolute intensiver rüberkommt als bei dem kleinen Screener, den ich gesehen habe.

THE QUIET GIRL zeigt, dass es keine langen oder dramatischen Dialoge braucht, um einen berührenden Film zu machen. Vielmehr werden in THE QUIET GIRL die Emotionen und die Geschichte durch die Stille vermittelt, welche in diesem Film eine essenzielle Rolle spielt. Deshalb habe ich mich dafür eingesetzt, THE QUIET GIRL als einen der Favoriten der Jugendjury 2023 auszuwählen, weil genau dieser Freiraum zum Fühlen und Nachdenken weggeht von dem, was unter dem Label Jugendfilm verstanden wird.