More Than Strangers

Filmplakat: More Than Strangers

„Ich kenne dich nicht. Du kennst mich nicht.“, sagt Patrick auf der Autofahrt, die früh am Morgen in Berlin startet und die im Mittelpunkt des Roadmovies MORE THAN STRANGERS von Sylvie Michel steht. Fünf Menschen, eine Mitfahrgelegenheit nach Paris. Jeder bringt sein eigenes Gepäck mit, und alle sind sich fremd. Der Zustand der Unvertrautheit geht vorüber, als die Gruppe zwischen Moral und Recht einen Weg finden muss, die Grenze nach Frankreich zu überqueren.

Patrick, der Fahrer, will schnell zu seiner hochschwangeren Frau. Chris zieht es zu einem VR-Festival nach Paris. Sophia möchte ihrer einsamen Ehe entfliehen. Julias Priorität im Leben ist ihre Arbeit, aber sie muss lernen, Grenzen zu setzen. George hat kein gültiges Visum und möchte deswegen in der Stadt der Liebe heiraten und so eine Möglichkeit auf ein Leben in Europa erhalten.

Die erzwungene Nähe, die Schwierigkeiten bei der bevorstehenden Grenzüberquerung, der Unwille und die Bereitschaft, einander zu helfen, führen zu vielen Pausen und Diskussionen. Dadurch werden Stück für Stück die Probleme der einzelnen Charaktere aufgedeckt, aber auch die Differenzen in den Wertvorstellungen der Personen werden deutlich. So wird das Bestehen der Fahrgemeinschaft durch Vorurteile, Rassismus, eigene Vorteile und persönliche Konflikte auf die Probe gestellt. Doch irgendwann ist das Ziel der Ankunft nicht mehr vordergründig. Vordergründig wird Georgs Ankunft in Frankreich.

Obwohl wir die Grundintention des Films gut finden, die darin besteht, uns zu eigenen Positionen bei den aufgeworfenen moralischen Fragen zu bringen, stellt der narrative Rhythmus für uns ein Problem dar. Die Fahrt ist für alle lang und für uns Zuschauer auch anstrengend beim Schauen. Die Reise scheint kein Ende zu nehmen, denn die Rasten häufen sich und torpedieren so die Spannung im Film. Das Geschehen ist in Kapitel gegliedert, die Zeit, Ort oder Entfernung von Paris angeben. Diese Regelmäßigkeit stört uns, denn jede darauffolgende Pause bedeutet ein neues Problem. Was auf Dauer für uns langweilig ist.

In dem beengten Auto herrscht oft eine gereizte Stimmung, die teilweise auf uns übergeht. Wir sind Mitfahrende einer Autofahrt, deren Personen uns fremd bleiben. Es ist für uns nicht möglich, eine wirkliche emotionale Bindung zu den Charakteren aufzubauen. Sie bleiben auf der Strecke des Geschehens und die Personen verschwinden nach dem Verlassen des Kinosaals wieder aus unserem Leben, genauso schnell wie sie erschienen sind. Wir beenden die Fahrt nicht, sondern steigen in Frankreich aber nicht in Paris aus. Vielleicht ist ja der Weg das Ziel.

Man kann den Film zwar schon ab 12 Jahren sehen, interessieren wird der Film aber eher Erwachsene, weil er etliche Themen beinhaltet, mit denen sich überwiegend sie auseinandersetzen müssen: Trennung, Job, Überstunden, Familienplanung.

Der Film zeigt einen modernen Blick auf Europa. Für die vielschichtigen Charaktere, das Nebeneinander der Sprachen, die gute Kameraführung, den gelungenen Schnitt und die aktuellen Themen vergeben wir 3 Sterne.

„Ich kenne dich nicht. Du kennst mich nicht. Trotzdem helfe ich dir.“ Die Botschaft nehmen wir aus MORE THAN STRANGERS mit.

leicht
zeitgemäß
realistisch
langatmig

Gattung:Komödie
Regie:Sylvie Michel
Darsteller:Cyril Gueï; Smaragda Karydi; Julie Kieffer; Samuel Schneider; Léo Daudin
Drehbuch:Sylvie Michel; Maria Teresa Curzio
Kamera:Patrick Orth
Schnitt:Kate Williams
Musik:Konstantis Papakostantinou
Länge:100 Minuten
Kinostart:22.08.2024
Verleih:W-film
FSK:12
Förderer:FFA; DFFF; MDM
Elterninfos:Altersempfehlung der JFJ: Ergänzend zur gesetzlichen Altersfreigabe der Jugendschutz-Experten der FSK spricht die FBW-Jugend Filmjury Filmempfehlungen und Alterseinschätzungen aus. Damit geben die mit Kindern und Jugendlichen besetzten Jurys Hinweise, ab wann ein Film aus ihrer Sicht für das junge Publikum geeignet ist. Dies soll Eltern und Kindern bei der Auswahl altersgemäßer Filme helfen, als auch Orientierung geben hinsichtlich ihrer individuellen Ansprüche.

FSK: Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ist damit beauftragt, auf Basis des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) zu prüfen, für welche Altersstufen ein Film keine gefährdende Wirkung hat (0, 6, 12, 16 und 18 Jahren). Die FSK-Ausschüsse sprechen Freigaben nach der gesetzlichen Vorgabe aus, dass Filme und andere Trägermedien, die "geeignet sind, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen", nicht für ihre Altersstufe freigegeben werden dürfen (§ 14 Abs. 1 JuSchG).

Webseite:
FSK Website:fsk.de;

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