Kannawoniwasein!
Freiheit oder Eltern, das ist hier die Frage, die sich Jola und Finn stellen. Letztendlich entscheiden sie sich für das Mee(h)r. So startet ein Roadmovie mit Trecker, viel Gelächter, nackten Wikingern und anderen komischen Erwachsenen, mit einer flauschigen Katze plus Wolf, dazu Fuchs und Hase, beides Polizisten mit einer Unglückssträhne.
Finn ist noch keine 10 Jahre und fährt zum ersten Mal alleine Zug. Auf dem Weg von Neustrelitz nach Berlin hat er Angst. Angst vor einem betrunkenen Fremden, der ihn nicht in Ruhe lassen will. Als dieser ihn dann auch noch beklaut und Finn von der Polizei mitgenommen wird, fühlt er sich isolierter als je zuvor und wie der einsame Wolf in seinen Träumen. Da kommt die aufgeweckte Jola wie gerufen. Sie wird schnell zu einer besten Freundin und diese Freundschaft und Jolas Optimismus nehmen Finn seine Angst und lassen ihm nicht mehr im Vergangenen schwelgen, sondern auf Zukünftiges hoffen.
Der Name Jolanta klingt zwar nach alter Tante, aber das ist das komplette Gegenteil von Jola. Während ihrer Blickduelle mit verrückten Erwachsenen kommen ihr Selbstbewusstsein und ihre Stärke hervor. Es wird klar, sie ist schweinecool. Durch sie haben wir gelernt, wie man Trecker kurz schließt: Nicht vergessen, immer auf die Kupplung treten!
Du kannst mit Jola und Finn mitfühlen. Denn stell dir vor, deine Eltern sind getrennt, du fühlst dich ungewollt, du hast das Gefühl, dass keiner deiner Eltern dich bei sich haben will. Sie denken nicht an deinen Besuch oder dass ihr paddeln gehen wollt. Du fühlst dich, als ob alles um dich herum dich vergisst, du egal bist. Die Lebenssituationen der beiden Hauptfiguren berühren uns, doch wird kein Schwerpunkt auf sie gesetzt. Ihre gemeinsamen Abenteuer stehen immer im Vordergrund.
Es gibt eine Charakterweiterentwicklung, aber keine Charakterveränderung. Finn ist am Anfang ein wohlerzogener Junge, öffnet sich immer mehr und zeigt am Ende unglaublichen Mut. Er erkennt, er ist nicht allein, er ist kein einsamer Wolf, er hat sein Rudel gefunden.
Erwähnenswert ist auch die herausragende schauspielerische Leistung aller Nebendarsteller von der Sexshop besitzenden Dragqueen bis zum verklemmten Tankstellenwart, haben sie alle die Episoden merklich aufgelockert, Schwung in den Film gebracht und alles aus ihren Rollen herausgeholt. Sie machen diesen Film besonders. Extrem herausgestochen ist dabei die Bikergang von Hackmack, die dem Film einen realistischen Touch verleiht, denn die schwarz gekleideten, rauchenden netten Biker waren genau, wie man sie sich vorstellt.
Durch die Kamera, die häufig nah auf den Gesichtern verweilt, können wir die Spannung und die Gefühle zwischen den Charakteren besser spüren. Sind die Hauptcharaktere auf ihren Weg, gibt sie den Blick frei auf die wunderschöne Landschaft, die uns das Gefühl von Freiheit gibt.
Unsere Jury ist zwar schon etwas älter, aber wenn wir den Abenteuerfilm früher gesehen hätten, hätten wir ihn noch besser gefunden. Die Geschichte von Kindern, die ihr eigenes Abenteuer erleben, ist besonders, weil man es als Kind gerne selbst erleben möchte. Das Ende ist überzeugend, aber der Schauplatz ist unpassend. Symbolisch hätten wir es schöner gefunden, wenn der Schauplatz am Ende der Bahnhof gewesen wäre.
Wir empfehlen den Film Kindern ab 7 Jahren. Er ist wie TSCHICK für Jüngere, sogar samt dessen Hauptdarsteller Mike - hier als Tankstellenwart.
Gattung: | Familienfilm |
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Regie: | Stefan Westerwelle |
Darsteller: | Miran Selcuk; Lotte Engels; Gisa Flake; Heiko Pinkowski; Joachim Foerster |
Drehbuch: | Stefan Westerwelle; Adrian Bickenbach; Klaus Döring |
Buchvorlage: | Martin Muser |
Kamera: | Martin Schlecht |
Schnitt: | Michael Münch |
Musik: | Stefan Maria Schneider |
Länge: | 94 Minuten |
Kinostart: | 17.08.2023 |
VÖ-Datum: | 22.12.2023 |
Verleih: | Weltkino |
FSK: | 6 |
Förderer: | FFA; BKM; MDM; HessenFilm und Medien; Kuratorium junger deutscher Film |
Elterninfos: | FSK: Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ist damit beauftragt, auf Basis des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) zu prüfen, für welche Altersstufen ein Film keine gefährdende Wirkung hat (0, 6, 12, 16 und 18 Jahren). Die FSK-Ausschüsse sprechen Freigaben nach der gesetzlichen Vorgabe aus, dass Filme und andere Trägermedien, die "geeignet sind, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen", nicht für ihre Altersstufe freigegeben werden dürfen (§ 14 Abs. 1 JuSchG). Ergänzend zur gesetzlichen Altersfreigabe der Jugendschutz-Experten der FSK spricht die Jugend Filmjury der FBW Filmempfehlungen und Alterseinschätzungen aus. Damit geben die Jurys Hinweise, ab wann ein Film für Kinder geeignet ist. Dies soll Eltern und Kindern bei der Auswahl altersgemäßer Filme helfen, als auch Orientierung geben hinsichtlich ihrer individuellen Ansprüche. |
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Webseite: | weltkino.de |
FBW Website: | und das sagen die Erwachsenen |
FSK Website: | fsk.de; |
Visionkino: | visionkino.de |
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