Die Saat des heiligen Feigenbaums

Filmplakat: Die Saat des heiligen Feigenbaums

Der Film DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS ist Teil eines kuratierten Programmes. Er wurde von der Jugendjury der Filmkunstmesse Leipzig (FKM) 2024, bestehend aus drei langjährigen Mitgliedern der FBW-Jugend Filmjury, als einer der drei relevantesten Filme der Messe ausgewählt und vorgestellt. Die Bewertung wurde von Nola Hohlwein, 16 Jahre, verfasst.

Unvorstellbar, das war dieser Film für mich. Eine Geschichte, die so fernab von meiner Welt liegt, aber für viel zu viele Menschen Realität ist. In DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS wurde ich mitgenommen in die vier Wände einer Familie im Iran, die ebenso gespalten ist wie die Gesellschaft, in der sie lebt.

So stehen sich in der Familie die beiden Seiten gegenüber: Auf der konservativen Seite sind die Eltern, überzeugt vom Regime und bedacht auf Tradition, ihnen gegenüber die Töchter, die anfangen, alles zu hinterfragen. Sobald die Proteste nach der Ermordung von Jina Mahsa Amini im Land eskalieren, beginnt auch die Lage in der Familie sich zuzuspitzen.

Langsam zeigt einem der Film seine Welt und führt einen in das Umfeld der Familie ein, bis es kippt und die Geschehnisse sich überschlagen. Aus ruhigen Bildern entwickelt sich langsam aber stetig ein Thriller, der mich in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen hat.

Mit der passenden Musik habe ich mich wie nach Teheran versetzt gefühlt und mich selbst in den Töchtern wiedergefunden, in ihren Zweifeln und dem Wunsch nach Selbstbestimmung. Aber auch ihre Eltern hat mich der Film verstehen lassen. Die Mutter versucht alles zusammenzuhalten, aber auch ihren Töchtern zu helfen, solange es gesellschaftlich akzeptabel bleibt. Der Vater steht unter stetigem Druck durch das Regime und durch sein Verantwortungsgefühl diesem gegenüber, was ihn aber langsam von seiner Familie entfremdet.

Trotz seiner fast drei Stunden Laufzeit ließ mich dieser Film nicht los. Die starken Bilder lassen einen tief in das Filmgeschehen eintauchen und bringen einem die unterschiedlichen Facetten dieser Familie und das fragile Gerüst, das sie zusammenhält, nah. Gleichzeitig zeigt es einem, wie nur ein Stoß alles zum Einsturz bringen kann.

Der Einblick, den mir der Film in diese iranische Familie mit all ihren Konflikten gezeigt hat, ließ mich nicht mehr los. Deshalb haben wir diesen Film als Favoriten ausgewählt. Er zeigt, wie ein kaputtes Regime alle Menschen angreift und Familien von innen heraus zerstört. Ich hoffe, dieser Film wird euch genauso packen und berühren wie mich und euch noch lange im Gedächtnis bleiben.


Gattung:Drama
Regie:Mohammad Rasoulof
Darsteller:Missagh Zareh; Soheila Golestani; Mahsa Rostami; Setareh Maleki; Niousha Akhshi
Drehbuch:Mohammad Rasoulof
Kamera:Pooyan Aghababaei
Schnitt:Andrew Bird
Musik:Karzan Mahmood
Länge:167 Minuten
Kinostart:26.12.2024
Verleih:Alamode Filmverleih
Elterninfos:Altersempfehlung der JFJ: Ergänzend zur gesetzlichen Altersfreigabe der Jugendschutz-Experten der FSK spricht die FBW-Jugend Filmjury Filmempfehlungen und Alterseinschätzungen aus. Damit geben die mit Kindern und Jugendlichen besetzten Jurys Hinweise, ab wann ein Film aus ihrer Sicht für das junge Publikum geeignet ist. Dies soll Eltern und Kindern bei der Auswahl altersgemäßer Filme helfen, als auch Orientierung geben hinsichtlich ihrer individuellen Ansprüche.

FSK: Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ist damit beauftragt, auf Basis des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) zu prüfen, für welche Altersstufen ein Film keine gefährdende Wirkung hat (0, 6, 12, 16 und 18 Jahren). Die FSK-Ausschüsse sprechen Freigaben nach der gesetzlichen Vorgabe aus, dass Filme und andere Trägermedien, die "geeignet sind, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen", nicht für ihre Altersstufe freigegeben werden dürfen (§ 14 Abs. 1 JuSchG).

FSK Website:fsk.de;

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